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"Es ist dem Kaffeeschmuggel zu verdanken, dass unsere Region sich ohne jede staatliche Hilfe nach dem fürchterlichen Krieg so schnell erholen konnte, dass sie heute wieder für Touristen aus aller Welt attraktiv ist und Jahr für Jahr Tausende von Besuchern anzieht.

Wir haben hier, vor Jahrzehnten schon, ein Stück europäischer Vereinigungsgeschichte geschrieben und bewiesen, dass menschliche Beziehungen und verwandtschaftliche Bindungen über Grenzen hinweg stärker sein können als staatlich verordnete Vorschriften und Gesetze.

Unter und von den Kaffeeschmugglern erzählt man sich noch heute Geschichten und Anekdoten aus jener Zeit."

 Mützenich

Schmuggel in Mützenich

Hier in der Eifel, im Verlauf des Westwalles, wurde im Zweiten Weltkrieg besonders hart und verlustreich gekämpft, viele Dörfer wurden zerstört, einige nahezu dem Erdboden gleich gemacht.

 

Was Wunder, dass die schon vor dem Krieg verarmte Bevölkerung jede sich bietende Möglichkeit nutzte, ihren kümmerlichen Lebensstandard zu verbessern, kaum dass die Kampfhandlungen eingestellt waren.

 

So wurde der Kaffeeschmuggel von Belgien nach Deutschland ein mehr als lukratives Geschäft, und vorwiegend die jungen Männer aus Mützenich wurden als dessen „Infanterie“ rekrutiert.

Schmuggelkolonnen

Als im Zöllner in Köln-Bickendorf im Oktober 1952, siebeneinhalb Jahre nach Kriegsende, einen Opel Super 6 mit 260 Kg Röstkaffee beschlagnahmten, hatten die drei Mützenicher Kolonnen unter Jupp Förster, Clemens Wildrath und Hannes Huppertz stolze 85 Tonnen Kaffe geschmuggelt, die Summe der hinterzogenen Steuern belief sich auf fast 1,2 Millionen DM.

Bis zu 30.000.- DM konnten viele der Schmuggler im Laufe der Jahre in die eigene Tasche stecken. 

Nicht einmal die Kirche war damals bereit, dem Kaiser zu geben oder besser: zu belassen, was des Kaisers war:

Der Pastor in Schmidt schickte seine Leute gar höchst persönlich und wohl auch  im Namen des Herrn über die Grenze, um mit dem Erlös ihrer Schmuggelei die Dorfkirche wieder aufzubauen.

Noch heute wird diese Kirche im Volksmund „St. Mocca“ genannt.

Wer war der Verräter?

Vor allem für  Mützenich hatte das Eingreifen der Behörden, die den Schmuggel jahrelang stillschweigend geduldet hatten, weitreichende Folgen:

Neunzig Mützenicher Bürger wurden unter dem Verdacht des Kaffeeschmuggels verhaftet, darunter sieben Spieler der Fußballmannschaft des TUS Mützenich 1921, der, entscheidend geschwächt, im Folgejahr in die zweite Kreisklasse abstieg.

Über lange Zeit lang fehlte dem Ort Mützenich ein Großteil der leistungsfähigen männlichen Bevölkerung.

 

Das Ergebnis der umfangreichen Verhöre, die mehr als neun Monate andauerten, waren 3000 Seiten Beweismaterial und eine 100 Seiten lange Anklageschrift gegen 52 Schmuggler, 45 davon aus Mützenich – darunter mein Vater Hans Huppertz, der, wie Sie schon gehört haben, an vorderster Front „gekämpft“ hatte.

 

Pastorenbeistand

Der hiesige Pastor Scheidt leistete den im Kölner Klingelpütz inhaftierten Mützenicher Männern seelischen Beistand und riet ihnen, „das Maul zu halten“, keine Geständnisse zu machen und vor allem, keine Kameraden zu verpfeifen.

Er ließ die Zollbehörden wissen, dass er Jeden für einen Mörder halte, der einen Menschen wegen eines geschmuggelten Sackes Kaffee erschieße.

Nur der Fürsprache des Aachener Domkapitels ist es zu verdanken, dass kein Verfahren wegen Begünstigung von Straftätern gegen ihn eingeleitet wurde.

 

Wohl dem, der auf die Kirche zählt !!!

Segen

Zum guten Schluss der Einweihungszeremonie hat der Pfarrer unser  Denkmal eingeweiht.

"Es ist nicht das erste und ganz sicher nicht das letzte Mal, dass auch derjenige auf Gottes Segen hoffen darf, der nicht in jeder Hinsicht nach Gesetz und Ordnung gehandelt hat."

 

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